Am 15.03.2019 werden wieder internationale Klimastreiks unter dem Motto „Fridays for Future“ stattfinden. An den Protesten werden sich voraussichtlich über 200 deutsche Städte beteiligen. Auch Schüler aus Wiesbaden sind aufgerufen, sich um 12:00 Uhr am Hauptbahnhof zu versammeln.
Bereits zu den Klimastreiks vor vier Wochen hatte Kultusminister Lorz sich geäußert: „Das Engagement der Schüler für den Klimaschutz rechtfertigt nicht das Fernbleiben vom Unterricht“, erklärte Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz heute im Hessischen Landtag anlässlich einer aktuellen Stunde zu den freitäglichen Schülerdemonstrationen. Er habe großen Respekt vor dem politischen Engagement von Schülerinnen und Schülern. Und sicherlich hätten die Demonstrationen „Fridays for Future“ und die Tatsache, dass diese während der Unterrichtszeit stattfanden, eine große und vielleicht genau deshalb größere mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Insofern können wir feststellen: „Ziel erreicht!“ Doch dabei handele es sich um einen kalkulierten Regelverstoß, dessen Konsequenzen auch zu tragen seien. […] Gleichzeitig plädierte Lorz für eine Portion Gelassenheit. Er vertraue voll und ganz auf die pädagogische Erfahrung der Schulleitungen und Lehrkräfte, mit Fingerspitzengefühl zu reagieren. Die Schülerinnen und Schüler müssten nicht sofort mit der ganzen Härte aller Sanktionen rechnen.“
Der Aufschrei in den sozialen Medien und die Berichterstattung über das Fernbleiben vom Unterricht ist vernehmbar. Klagen von Wiesbadener Eltern sind jedenfalls zum Stadtelternbeirat noch nicht vorgedrungen. Dabei ist Unterrichtsausfall sonst eines der am häufigsten von Eltern beklagten Probleme.
Wer sich aber ernsthaft Sorgen um Unterrichtsausfall macht, sollte sich statt mit demonstrierenden Schülern eher mit dem dramatischen Lehrermangel, insbesondere an Grundschulen beschäftigen. – Ein Thema übrigens, das Kultusminister Lorz eher klein redet, während die Landesschülervertretung Daten zu ausgefallenen Schulstunden liefert, die das Kultusministerium nicht mal erheben kann.
Schüler, die – vielleicht sogar in der Schule – gelernt haben, sich politisch zu engagieren, für ihre Ziele einzutreten und dafür sogar Sanktionen in Kauf nehmen, haben vermutlich mehr für ihr Leben gelernt, als an einem durchschnittlichen Freitagnachmittag in der Schule zu vermitteln gewesen wäre.
Sollte es Schulleiter oder Lehrer geben, die das vom Kultusminister erwartete Fingerspitzengefühl vermissen lassen, werde ich mich gerne für die betroffenen Schüler einsetzen.
David Böhne
Vorsitzender
Wiesbaden, 14.03.2019