Anbei die gemeinsame PM der Landesschülervertretung, Landeselternbeirat von Hessen und des Landesverbands Hessen der Bildungsgewerkschaft GEW.
Pressemitteilung
14. September 2022
„Äußerst angespannt“ – die Situation an den hessischen Schulen zum Schuljahresbeginn aus der Perspektive von Schülerinnen und Schülern, Eltern sowie Lehrkräften
Frankfurt a.M. – Die Situation an den hessischen Schulen ist zu Beginn des neuen Schuljahrs äußerst angespannt, so die einhellige Wahrnehmung von Schülerinnen und Schülern, Eltern sowie des pädagogischen Personals. Dies schilderten heute im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz Landesschulsprecher Mika Schatz, der Vorsitzende des Landeselternbeirats von Hessen, Volkmar Heitmann, sowie Thilo Hartmann, Vorsitzender des Landesverbands Hessen der Bildungsgewerkschaft GEW.
Wie Kultusminister Lorz anlässlich des Schuljahresbeginns dargelegt hat, ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler deutlich angestiegen. Sie nahm gegenüber dem vergangenen Schuljahr um 25.500 zu. Dieser Anstieg ist in Teilen auf die kurzfristige Aufnahme von rund 13.000 Geflüchteten aus der Ukraine zurückzuführen. Die bereits bestehenden Probleme haben sich im neuen Schuljahr verschärft: Der Mangel an ausgebildeten Lehrkräften sowie bei anderen pädagogischen Berufen macht sich zunehmend bemerkbar, die Folgen der Corona-Pandemie wirken nach. Neu hinzu kommen beispielsweise Sorgen vor unbeheizten Klassenräumen. Die extrem steigenden Lebenshaltungskosten belasten Familien mit schulpflichtigen Kindern besonders stark.
Die Landesschüler*innenvertretung beschäftigte sich, Mika Schatz zufolge, bereits vor der Corona-Pandemie intensiv mit dem Thema psychische Gesundheit. So habe sie schon 2020 die Einstellung von mehr Schulpsychologinnen und Schulpsychologen gefordert. Aktuelle Meldungen aus dem Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie wiesen darauf hin, dass sich die psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern verschlechtert habe. Weitere Belastungsfaktoren, etwa Ängste aufgrund des Ukraine-Kriegs und wegen des Klimawandels, seien zu den Folgen der Pandemie hinzugekommen. Mika Schatz zeigte sich vor diesem Hintergrund deutlich enttäuscht von der Landesregierung: „Leider kann ich die Wirksamkeit der Maßnahmen zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von Schülerinnen und Schülern nicht einmal kritisieren, denn es gibt sie nicht.“
Volkmar Heitmann stellte fest, dass das Land und die Schulträger auch aus Sicht der Eltern ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben: „Die Augen zu verschließen, löst die Probleme nicht.“ Ohne einen massiven Ausbau bei der Schulsozialarbeit und der Kinder- und Jugendpsychologie sowie ohne eine Anpassung der Lehrinhalte zur Verbesserung der körperlichen und seelischen Gesundheit, könnten diese Probleme nicht gelöst werden. Darüber hinaus seien weiterhin Vorbeugemaßnahmen an den Schulen erforderlich. Der Beschluss des Hessischen Städtetags, mobile Luftfilter im Winter abzuschalten, sei widersinnig: „Wir werden so in den Schulen buchstäblich zum Fenster hinaus heizen, eine Energieverschwendung ohne Beispiel! Die Schulen sind mit Abstand die größten Energieschleudern in den Städten und Kommunen. Wir brauchen daher dringend festinstallierte Lüftungsanlagen für die Schulen – mit Wärmerückgewinnung.“
Die Frage, wie qualifizierte Lehrkräfte gewonnen werden können, stellt sich mit zunehmender Dringlichkeit. Auch aus der Perspektive von Eltern sowie Schülerinnen und Schülern sei es nicht nachvollziehbar, dass das Land – trotz des bestehenden Mangels – seinen zahlreichen befristeten Vertretungskräften nach wie vor keinerlei Dauerperspektive eröffne und viele Lehrkräfte in die Sommerferienarbeitslosigkeit entlasse. Thilo Hartmann konstatierte: „Hessen ist auf dem bundesweiten Arbeitsmarkt für Lehrkräfte kein attraktiver Arbeitgeber. Das gilt besonders für die Grundschulen, bei welchen die Landesregierung an der geringeren Besoldung festhalten will.“ Die GEW fordere neben „A13 für Grundschullehrkräfte!“ auch bessere Arbeitsbedingungen und eine breit angelegte Ausbildungs- und Einstellungsoffensive: „Angesichts des ab 2026 greifenden Rechtsanspruchs auf einen Ganztagsplatz für Grundschulkinder ist jetzt der Zeitpunkt, das Ruder noch herumzureißen.“
Hinweis: Aufgrund von Problemen bei der Anreise mit dem ÖPNV bzw. aufgrund einer kurzfristigen Erkrankung wurde Mika Schatz von Landesschulsprecherin Pia Rosenberg vertreten, Thilo Hartmann von Roman George, Referent für Bildungspolitik der GEW Hessen. Die obenstehenden Zitate von Mika Schatz und Thilo Hartmann können dennoch gerne verwendet werden.
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